„Die letzten Wirtschaftskrisen brachten eins mit sich, einen Backlash für die Gleichstellung der Geschlechter. Insofern war es interessant als Ökonom*innen im Zuge der ersten Lockdowns argumentierten, die Corona-Krise habe Potenzial Ungleichheiten zwischen Frauen und Männer zu reduzieren. Etwa, weil Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen, wären Männer bereit, mehr unbezahlte Arbeit zu übernehmen. Außerdem würde Home-Office Frauen entlasten, da es Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtere.
Vor dem Hintergrund bestehender Evidenz zur Wirkung von Home-Office auf die Vereinbarkeit sehen wir jedoch, dass Home-Office nicht (automatisch) Geschlechterrollen und die Verteilung von unbezahlter Arbeit verändert, weder Müttern noch Vätern einen Freizeitgewinn bringt, und die von Müttern geleistete unbezahlte Arbeit sogar erhöht. Aber vielleicht ist diesmal – während des dritten Lockdowns – alles anders? Mit unserer Studie zeigen wir, wie die derzeitige Krise auf unbezahlte Arbeit, Home Office und Vereinbarkeit wirkt. Wir machen sichtbar wie groß die Mehrfachbelastungen von – vor allem – Frauen sind und wie stark traditionelle Rollenvorstellungen wirken und die ökonomische Situation von Frauen beeinflussen.“
Katharina Mader arbeitet am Institut für Heterodoxe Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien. Davor war sie an der Johannes Kepler Universität in Linz und der Universität Klagenfurt tätig. Sie erhielt zahlreiche Preise für ihre Forschungen, unter anderem den Gabriele Possanner Förderpreis, den 16. Wiener Frauenpreis und den Käthe Leichter Preis. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Feministische Ökonomie, Care-Ökonomie und unbezahlte Arbeit sowie Gender Budgeting und geschlechtergerechte Wirtschaftspolitik.
Foto: Akos Burg/WU