„Weniger als ein Jahr nach der ersten Beschreibung des SARS-CoV-2 Genoms konnte im Jänner 2021 mit (manchmal schnelleren, manchmal langsameren) Impfkampagnen begonnen werden. Im Jänner 2022 war noch unklar, ob die Impfungen auch dem Ansturm der neuen Omikron Varianten Stand halten werden. Im Jänner 2023 erwarten wir, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird und damit Veranstaltungen wie der Wissenschaftsball endlich wieder stattfinden können. Aus wissenschaftlicher Sicht ein Triumph.
Eine Demonstration, wie schnell Grundlagenforschung sehr angewandt werden kann. Wie Wissenschaft Lösungen für brennende gesellschaftliche Probleme liefern kann. Die Bedeutung der Wissenschaft sollte sich damit auch bis in die letzten (Parlaments-)reihen herumgesprochen haben, nämlich dass Investitionen in die Forschung nichts anderes als Investitionen in unseren zukünftigen gesellschaftlichen Wohlstand sind.
Tatsächlich sehen sich die Universitäten durch die wirtschaftlichen Entwicklungen mitsamt realer Budgetkürzungen erneut mit Teilschließungen konfrontiert. Der Masterplan gegen die Wissenschaftsskepsis in Österreich fehlt, dafür haben wir es nun schwarz auf weiß, dass Wissenschaftsjournalismus in der österreichischen Medienförderung kein Qualitätskriterium darstellt. Und die Debatten über ein evidenzbasiertes Pandemiemanagement sind wohl nur die Ouvertüre für das, was uns in der globalen Klimapolitik noch bevorsteht.
Es liegt in der Verantwortung von uns allen, die wir in der Wissenschaft oder deren Umfeld aktiv sind, dafür zu sorgen, dass wissenschaftliche Erfolge auch öffentlich als solche wahrgenommen werden. Wenn wir die Pandemie zunehmend hinter uns lassen können, liegt das an wissenschaftlichen Leistungen wie der Entwicklung von Impfstoffen, Therapien und Schutzkonzepten. Aber nicht daran, dass das Virus nie schlimmer als ein Schnupfen war. Wenn wir technologische und gesellschaftliche Lösungen für den Klimawandel und ein nachhaltigeres Wirtschaften entwickeln wollen, müssen wir die Wissenschaft bereitwillig aufgreifen, nicht leugnen. Lasst uns also laut und stolz sein, was wissenschaftliche Leistungen anbelangt. Auch beim 8. Wiener Ball der Wissenschaften. Ich freue mich bereits.“
Peter Klimek gehört seit der Corona-Pandemie zu den bekanntesten Wissenschaftler:innen Österreichs. Der am Complexity Science Hub (MedUni Wien) tätige Physiker wendet seine Fachkenntnisse aus den Bereichen Komplexitätswissenschaft, Datenwissenschaft, Statistik und Physik an, um das Verständnis und die Fähigkeit zur Vorhersage vielfach verflochtener sozioökonomischer Systeme zu verbessern, die von menschlichen Krankheiten über Gesundheitssysteme bis hin zu Wirtschafts- und Finanzsystemen reichen. Ein von ihm mitentwickeltes Modell wird von der Regierung zur Vorhersage des Verlaufs der COVID-19-Epidemie in Österreich verwendet. Vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen wurde Klimek für seine vorbildliche Vermittlungstätigkeit zum Wissenschaftler des Jahres 2022 gewählt.