Auch der Blumenschmuck orientiert sich an der Charakterart der Genetik: der Erbse.
Eine Begutachtung von Hannah Müller
Ein außergewöhnlicher Ballabend verlangt nach außergewöhnlicher Dekoration: Der Blumenschmuck steht heuer ganz im Zeichen der Erbse. Die genetische Vererbung von äußeren Merkmalen entdeckte der Augustinermönch Gregor Mendel, indem er violette und weiße Erbsenblüten kreuzte.
Die fleißigen Florist:innen der Wiener Stadtgärten haben heuer die Wissenschaft wieder in die Dekoration umgesetzt und die Tische im Festsaal mit den Mendelschen Blüten geschmückt. Den fachkundigen Gästen wird auffallen, dass es sich bei den Blümchen streng genommen um Wicken und nicht um Erbsen handelt. Wir wollen nun aber nicht Erbsen zählen, denn beide Pflanzen gehören der Familie der Leguminosen, also der Hülsenfrüchtler an und sind somit eng verwandt. Im Gegensatz zur Erbse ist die Wicke jedoch als Zierpflanze verbreitet und eignet sich deshalb besser für den Zweck des Tischschmucks am Ball. Unter dem Glassturz werden die einzelnen Wickenblüten in einer Phiole frischgehalten. Händisch haben die Mitarbeiter:innen der Wiener Stadtgärten die kleinen Phiolen mit geschnörkeltem Golddraht verziert, der eine Erbsenranke imitiert. Die Trockenerbsen am Boden sind nicht nur passend zum Motto, sondern versichern auch, dass der Glassturz nicht wegen der frischen Wickenblüte anläuft. Es ist also nicht nur ein ästhetisch anmutender, sondern auch ein klug durchdachter Tischschmuck, den sich die Florist:innen heuer überlegt haben.
Die Floristin Edith Hopf von den Wiener Stadtgärten ist schon seit Beginn an für die alljährliche Blumenpracht am Wiener Ball der Wissenschaften verantwortlich. Jedes Mal ist sie erneut gespannt, welches wissenschaftliche Thema sie und ihr Team kreativ umsetzen dürfen. „Mit einer herkömmlichen Balldekoration hat der Blumenschmuck am Wissenschaftsball nichts zu tun! Das Großartige ist aber, dass das Fachpublikum die Anspielungen in unserem Tischschmuck versteht, und viele freuen sich schon im-mer darauf, unsere Umsetzung am Ball zu sehen.“ Die kreative Gestaltung der Tischdeko ist für sie sogar sehr lehrreich, wie die Floristin erzählt. „Wenn wir uns mit dem Motto befassen, lernen auch wir immer etwas Neues dazu.“
Ein prächtiger Blumenschmuck mit pädagogischen Qualitäten – so etwas gibt es garantiert nur am klügsten Ball von Wien.
Hannah Müller studiert Rechtswissenschaftenan der Universität Wien sowie Sozioökonomie an der WU Wien und schreibt für das Wissenschaftsmagazin alexandria.