Mendels Disko

 

Die Künstler:innen (v. l. n. r.) sind Studierende des Fachbereichs gegenständliche Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien: Bahare Rahimi, Alberto Cappai, Nam Kim und Pourea Alimirzaee; betreut von Nino Svireli und Christoph Rodler. / Fotos: Nam Kim

Wie versetzt man die Genetik in Bewegung? Studierende der Akademie der bildenden Künste projizieren ihre Einfälle auf die Wände der Balldisko.

Eine Betrachtung von Dorian Schiffer

Wie es wohl im Kopf Gregor Mendels aussehen würde, könnte er am Ball der Wissenschaften das Tanzbein schwingen? Um diese Frage zu beantworten, versetzen wir einfach den Vater der Genetik mittels Zeitmaschine ins 21. Jahrhundert, bringen ihn mit Wikipedia auf den neuesten Stand und machen ihn zum Ehrengast im Wiener Rathaus. Berauscht von der unglaublichen Wissensvielfalt der Wiener Forschungswelt – und dem einen oder anderen Glas Wein –, ziehen am Ball bunte Blumenwiesen, mathematische Formeln und immer wieder Erbsen vor Mendels innerem Auge vorbei.

So könnte man vielleicht die Bilder erklären, die heuer die Wände der Balldisko zieren. In weißer Farbe auf schwarzem Molton-Stoff – einem lichtabsorbierendem Gewebe aus dem Kulissenbau – ranken sich dort lianenartige Pflanzen aus hohen Gräsern, über die wie seltsame Raumschiffe riesige Erbsenschoten schwe-ben. Menschen sind da vor dem Vollmond zu sehen, im Tanz wie ein DNS-Strang verschlungen, während ein von dem ihn umgebenden Treiben unbeirrter Forscher sorgfältig eine Chemikalie untersucht. Nur vereinzelte Farbflächen durchbrechen die zweifarbige Ästhetik des Gemäldes. Angefertigt wurde diese wunderliche Wissenschaftswelt von Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien, die damit ihren Zugang zu Mendels Erbe finden.

Wie kam es zu den Motiven? „Wir haben uns getroffen und begonnen, vor uns hin zu skizzieren. Wegen des Mottos des Balls kommen die Erbsen vor, wir mussten aber auch an Mathematik denken, daher die Diagramme und Formeln. Und alles soll so aus-sehen, als ob es aus Mendels Kopf kommt“, erklärt Alberto Cap-pai, der gemeinsam mit Nam Kim, Bahare Rahimi und Pourea Alimirzaee die Gemälde entworfen und angefertigt hat. „Es soll jedenfalls möglichst wissenschaftlich aussehen, zumindest was wir Künstler uns darunter vorstellen“, lacht Nam Kim. Damit aus dem ersten Entwurf der beeindruckende Wandbehang entstehen konnte, war Muskelkraft gefragt – und eine Prise Einfallsreichtum.

Die komplette Geschichte findet sich im Ballmagazin.

Dorian Schiffer studiert Physik an der Uni Wien und schreibt über Wissenschaft, etwa in Der Standard und im Magazin alexandria.