Bereits als Kind haben mich die Tagebücher heroischer Entdeckungsreisender inspiriert – Robert F. Scott und Fridtjof Nansen, die Nord- und Südpol erkundeten, Alexander von Humboldt und Joseph de Jussieu, die die tiefsten Dschungel durchquerten, und Amelia Earhart und Heinrich Harrer, die sich in höchste Höhen vorwagten.
Wissenschaft nimmt verschiedenste Formen an und für mich ist es eine Art Entdeckungsreise. Bei beiden geht es darum, sich in unbekanntes Territorium vorzuwagen. Wissen zu erweitern, faszinierende Erkenntnisse zu gewinnen, und diese dann mit den Mitmenschen zu teilen.
Die Kunst, der eigenen Neugierde zu folgen und neue Ideen zu erkunden, ist etwas Essentielles für unsere Gesellschaft. Sie gibt uns die Werkzeuge dafür, uns weiterzuentwickeln. Seit Jahrhunderten sind neue Entdeckungen etwas, das es uns möglich macht, hinter die Horizonte zu blicken, die Perspektive zu wechseln und über das hinwegzugehen, was wir für unsere Grenzen hielten.
Es ist die Wissenschaft, die es uns ermöglichen wird, noch viel weiter entfernte fremde Welten zu erforschen. Das Weltall ist unser neuer unbekannter Horizont. Wir fliegen in den nächsten Jahren zurück zum Mond, und auch der Mars ist inzwischen greifbar nahe. Allerdings ist das Weltall so viel außerirdischer als es ein Berggipfel oder tropischer Dschungel jemals sein könnte. Es ist ein riesiger Schritt im Vergleich zu vergangenen Abenteuern. Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen arbeiten gemeinsam an innovativen Wegen, um die astronautische Erforschung von Mond und Mars möglich zu machen. Mit jedem Schritt streben wir nicht nur danach, Antworten auf bedeutende Fragen zu finden, sondern es ergeben sich auch völlig neue Fragen, von denen wir zuvor nicht einmal wussten, dass wir sie stellen können.
Das Faszinierende an den Weltraumwissenschaften liegt für mich somit in der Verschmelzung von Abenteuer, Wissenschaft und Entdeckergeist – und in der Möglichkeit, unserer zutiefst menschlichen Neugierde ins Unbekannte zu folgen.
Carmen Possnig ist Allgemeinmedizinerin und wurde im November 2022 als Mitglied der Astronautenreserve der ESA ausgewählt. Zwischen 2017 und 2018 verbrachte sie 13 Monate als Forschungsärztin (MD) in der Concordia-Station in der Antarktis, wo sie für die Durchführung biomedizinischer und psychosozialer Forschungsexperimente der ESA verantwortlich Seit 2020 ist Possnig Doktorandin im Fachbereich Raumfahrtphysiologie am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck, Österreich. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Durchblutung des Gehirns durch Mikrogravitation.