„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Joh1, 1). Wissenschaft beginnt mit dem Wort, welches sich auf die Suche nach der Wahrheit macht. Die Wahrheit offenbart sich dem Menschen in der Schöpfung oder anders gesagt durch die naturwissenschaftlich-erfahrbare Welt, so wie atheistische Denkschulen dies formulieren. Am Papier gestaltet sich der Erkenntnisweg recht einfach – der Mensch, hier stellvertretend Goethes Faust, verzweifelt jedoch schier daran und kommt nicht vom Fleck. Jahrelanges Studieren macht unseren Dr. Faustus nicht schlauer: „Da steh‘ ich nun ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!“. Absurd, dem Wissenszuwachs nachzulaufen, oder was treibt uns dennoch an, Wissen erlangen zu wollen?
Für mich ist es eine Liebeserklärung an Gott und an das Interesse an der Schöpfung. Als Liebespaar möchte ich mehr von meiner Liebsten erfahren, ihn oder sie in Gänze durchdringen. Wissenschaft nähert sich den letzten Geheimnissen unserer Welt, sie ist, im Sinne Johann Gottlieb Fichtes, die Kunst, Wissen zu gebrauchen. Immer auch auf die Gefahr hin, sie zu missbrauchen und Fehler zu machen. Kühnheit und Mut sind eng mit ihr verbandelt. Wissen wird durch den Menschen perzipiert und elaboriert, mitunter durch ihn korrumpiert. Wissenschaft/ Wissen-schafft Trost in Hinblick auf die Unendlichkeit. Wissen schafft Toleranz, Offenheit und Inklusion. Oder wie Albert Einstein es formulierte: „Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.“
Der Salzburger Adrian Goiginger ist Autor und Film-Regisseur, bekannt für Die beste aller Welten (2017), Der Fuchs (2022) und Rickerl (2023).