„Wir können ohne Weiteres sagen (und behaupten), dass eine Person, welche zum Beispiel außerordentlich und konsequent tanzt, vermutlich auf eine ähnliche Weise forscht, und also die, welche forscht und also viel und konsequent forscht, eine durchaus passable Ballbesucherin wäre. Wir beobachten eine Ballbesucherin längere Zeit auf das Genaueste und begreifen allmählich, wie ihr Verhältnis zur Forschung beschaffen ist, wie wir uns, wenn wir eine forschende Person längere Zeit beobachten, allmählich vorstellen können, was für eine Ballbesucherin sie ist. Beobachte also längere Zeit eine Person auf einem Ball und beobachte sie dann, wie sie forscht, umgekehrt, beobachte eine Person längere Zeit beim Forschen und beobachte dann, wie sie tanzt. Nichts aufschlussreicher, wenn wir einer Ballbesucherin beim Forschen zuschauen, wie nichts aufschlussreicher, wenn wir einer Forschungskollegin beim Ballbesuch zuschauen. Was für eine schlampige Ballbesucherin, denken wir oft, und oft: wie schlampig forscht diese Kollegin, und bald kommen wir zu dem Schluss, dass diese Person genauso tanzt, wie sie forscht, dass sie genauso forscht, wie sie tanzt.“
Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik und lebt seit 2006 in Wien. 2009 sorgte Markovic mit dem ThomasBernhardRemixRoman „Ausgehen“ für Furore. 2016 erschien der Roman „Superheldinnen“, der 2018 im Wiener Volkstheater aufgeführt wurde. 2017 las Barbi Markovic beim Bachmann-Preis. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Die verschissene Zeit“ (2021).