Eva Horn

„Unsere Welt ändert sich rasant. Die Wissenschaften treiben diese Änderungen mit voran, aber sie müssen sich dabei auch selbst wandeln, vielleicht sogar völlig neu erfinden. Viel zu oft haben wir heute eine Kultur der festgefügten Fächergrenzen oder kleinen Spezialgebiete, nach dem Motto: ‚Was die andern machen, interessiert mich nicht.‘ Mit den Herausforderungen einer Welt, die sich ökologisch, technologisch und sozial so schnell wandelt wie nie zuvor, muss sich auch das Wissen neu organisieren. Im Anthropozän brauchen wir eine neue Einheit des Wissens. Dringend nötig ist dafür ein Gespräch jenseits der Fächer. Denn uns Wissenschaftler verbindet doch ein gemeinsamer Wille zum Wissen, eine Intellektualität, die wissen will, was die Welt im Innersten zusammenhält – und was sie vorantreibt. Wichtiger als unter Experten Forschungsergebnisse auszutauschen, ist es, sich über den Zaun der Disziplinen gegenseitig Fragen und Ideen zuzuwerfen. Was wäre dafür besser geeignet als ein Wissenschaftsball? Das ist nicht nur ein Fest der Wissenschaften, der Neugierde und des Geistes, sondern auch eine wunderbare Gelegenheit, die Fächer zum Tanzen zu bringen. Denn beim Champagner kommt man viel eher zu einander als im oft bemühten ‚interdisziplinären Dialog‘.“

Unsere elfte Ballbotschaft kommt von Eva Horn, Buchautorin und Germanistin an der Universität Wien. Im Sommersemester 2019 ist sie Research Fellow am renommierten Rachel Carson Center in München. Neben ihrer kulturhistorischen Arbeit an Büchern wie ‚Zukunft als Katastrophe‘ (Frankfurt/Main: Fischer 2014) ist sie Sprecherin und Mitgründerin des Anthropocene Network der Universität Wien. Dort beschäftigt sie sich gemeinsam mit dem Sedimentologen Michael Wagreich und anderen Kollegen mit den Auswirkungen der menschlichen Zivilisation auf die Umwelt des Planeten Erde. 
Foto: (c) Helmut Grünbichler