Der Ökologe Franz Essl (Universität Wien) war 2020 einer unserer Ballbotschafter:innen. 2023 präsentiert der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen ihn als Wissenschaftler des Jahres. Wir freuen uns und gratulieren Franz Essl sehr herzlich. Hier ein Ausschnitt aus einem Interview, dass Katharina Kropshofer mit dem Professor am Department of Botany and Biodiversity Research für das Ballmagazin 2020 geführt hat. Seine Botschaft hat nichts an Bedeutung und Brisanz verloren. Zum Interview in voller Länge geht es hier entlang.
Die Artenvielfalt hat eine Bedeutung für jeden Einzelnen von uns. Robert Watson, Leiter des Biodiversitätsrats IPBES meinte, jeder kann Teil der Lösung sein. Wieso?
Franz Essl: „Bei so großen, diffusen Problemlagen wie Biodiversitätsverlust und Klimawandel ist es leicht, in eine Schockstarre zu verfallen, weil man nicht weiß, wo man anfangen soll. Individuelle Veränderungen können nur ein kleiner Teil der Lösung sein, die systemische Ebene darf nie ausgeblendet werden. Und Antworten, die aufzeigen, was man individuell machen kann, greifen oft zu kurz. Jedoch kann jeder zu einem gesellschaftlichen Bewusstsein beitragen: Man kann sich fragen, welche Änderungen es braucht und welche Entscheidung diese möglich machen. Das reicht von der politischen Präferenz hin zur Unterstützung von Gruppen, die das fördern. Ich finde auch, dass es Sinn macht, wenn man für sich selbst vorerst ein Thema auswählt, das man wichtig findet und umsetzen möchte. Das kann in der Art sein, wie und welche Lebensmittel ich kaufe, wie ich Flächen nütze – insofern ich welche besitze – wie ich meine Energie beziehe und wie ich mich fortbewege. Das ist keine Handlungsanleitung, aber der erste Schritt.“