Prof. Eric Kandel ist Ehrengast des Wiener Balls der Wissenschaften 2016. Der Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger (Medizin 2000) ist Ehrenbürger der Stadt Wien.
Eric Kandel wurde 7. November 1929 als zweiter Sohn von Charlotte Zimels und Hermann Kandel in Wien geboren. Zehn Jahre später musste die jüdische Familie vor den Nationalsozialisten in die USA flüchten. Als einer von zwei Schülern wurde er unter mehr als 1400 Bewerbern für ein Studienstipendium an der Harvard University ausgewählt, wo er zunächst die Fächer Geschichte und Literatur wählte. 1945 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Im Herbst 1952 wechselte Kandel auf die New York University, um dort Medizin zu studieren und schließlich Psychoanalytiker zu werden. Gegen Ende seiner Studienzeit entschied er sich jedoch, anders als die meisten anderen Psychiatriestudenten seiner Zeit, nicht die psychologischen, sondern die biologischen Vorgänge des Gehirns genauer zu erforschen. Seine Forschungstätigkeit führte ihn an verschiedene namhafte amerikanische Universitäten und nach Paris.
Durch Versuche mit Meeresschnecken konnte Kandel die Funktion von Synapsen nachweisen. Seine Erforschung des Nervensystems und des Gehirns führte zur Entdeckung eines Proteins, das eine Schlüsselrolle beim Lernen und Erinnern spielt. 1974 wurde Kandel Professor an der Columbia University in New York und Mitglied der National Academy of Sciences der USA. 1983 half Kandel, das Howard Hughes Medical Institute für molekulare Neurowissenschaften der Columbia University aufzubauen.
2000 wurde Eric Kandel mit dem Nobelpreis für Medizin (zusammen mit Arvid Carlsson und Paul Greengard) ausgezeichnet. Er ist Träger des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst und seit 2009 Ehrenbürger der Stadt Wien. Seit 2007 ist Kandel Kuratoriumsmitglied des Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg.
Neben seinen eminenten wissenschaftlichen Leistungen hat sich Kandel besonders um die Vermittlung und Popularisierung der Hirnforschung verdient gemacht, etwa bei seinen Auftritten im Rahmen der Wiener Vorlesungen. Seine beiden jüngsten populärwissenschaftlichen Bücher waren sowohl auf Englisch wie auf Deutsch Bestseller: „Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft des Geistes.“ (2006) und „Das Zeitalter der Erkenntnis: Die Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute.“ (2012), beide bei Siedler, München, erschienen. Eine Rezension von „Das Zeitalter der Erkenntnis“ findet sich im Blog von Ball-Organisator Oliver Lehmann.
Seine didaktischen wie humoristischen Fähigkeiten demonstrierte Kandel 2008 in der Dokumentation „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ der Kölner Filmemacherin Petra Seeger.
https://www.youtube.com/watch?v=drfdlKFHbkw
Trailer: „Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel“ von Petra Seeger; Filmform Köln mit Arte, ORF und WDR; 2008
Quelle: https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Eric_R._Kandel