„Wozu? Das bekomme ich zu hören, wenn ich bisweilen erzähle, dass meine Arbeitsgruppe Instrumente für Weltraumteleskope entwickelt, die nach Planeten suchen, die andere Sterne umkreisen, oder die Zusammensetzung der Atmosphären ferner Welten analysieren und sie auf Lebensfreundlichkeit untersuchen.
Warum wird Steuergeld sprichwörtlich ins All geschossen, wo wir doch existenzielle Probleme, wie den menschenverursachten Klimawandel auf unserem eigenen Planeten haben? Es ist letztlich ganz einfach: Wir können die komplexen Abläufe in der Erdatmosphäre viel besser verstehen, indem wir sie mit anderen Planetenatmosphären vergleichen. Die Venus mit ihrem ungleich größeren Treibhauseffekt oder der Mars mit seiner bereits fast verschwundenen, dünnen Atmosphäre sind wichtige „Experimente“ des Universums bei denen wir zuschauen und lernen dürfen. Planeten und andere Sterne mit wieder anderen Bedingungen erweitern unseren Erfahrungshorizont entscheidend. So können wir uns die ungewollten Experimente mit höchst ungewissem Ausgang mit unserer eigenen, so kostbaren Erdatmosphäre sparen und die Bewohnbarkeit der Erde auch für zukünftige Generationen sichern.“
Univ.Prof.Dr. Franz Kerschbaum ist Astrophysiker an der Universität Wien. Er forscht zu Weltrauminstrumentation, Spätstadien der Sternentwicklung und zur Geschichte der Astronomie. Die Weitergabe seiner Begeisterung für Astronomie und Naturwissenschaften ganz allgemein ist ihm ein besonders Anliegen.
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