„Während die meisten Menschen vor der Pandemie nur dann mit der Wissenschaft Kontakt hatten, wenn es einen Durchbruch zu feiern gab, konnte man ihr in der Pandemie erstmals ‚live‘ beim Arbeiten zusehen. Das hat größeres Interesse an wissenschaftlichen Themen, aber auch Missverständnisse mit sich gebracht – etwa, dass die Wissenschaft etwa immer mit einer Stimme sprechen müsse, um solide zu sein. Dabei sind Zweifel und Widerspruch Kennzeichen guter Wissenschaft – solange diese in einem respektvollen Austausch formuliert werden. Wissenschaft, die durch offenen Austausch darüber, wie die Welt zu verstehen ist, gekennzeichnet ist, kann ein Modell für eine ebenso offene und respektvolle, demokratische Gesellschaft sein.
Barbara Prainsack befasst sich als Professorin am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien mit Aspekten von Medizin- und Gesundheitspolitik – wie zuletzt und besonders sichtbar während der Corona-Pandemie – sowie Praktiken, Institutionen und Politik der Solidarität. Prainsack ist Mitglied der Österreichischen Bioethikkommission und seit 2022 Vorsitzende der European Group on Ethics and New Technologies, einem Beratungsgremium der Europäische Kommission.