Das Rad von morgen

Fotos: Gruppe Michahelles / TU Wien

Radfahren hält fit und ist gut für das Klima. Dennoch treten zu wenige Menschen in die Pedale. Ein Radsimulator der TU Wien soll dabei helfen, ein Fahrrad für alle zu entwickeln.

von Dorian Schiffer

Natürlich fährt Florian Michahelles mit dem Rad. Fast jeden Tag legt er seinen Arbeitsweg zur Fakultät für Informatik der Technischen Universität Wien auf zwei Rädern zurück – auch noch in der kalten Jahreszeit, dem schlechten Wetter und der frühen Dunkelheit zum Trotz. Damit gehört der Professor für das Fachgebiet Ubiquitous Computing (also etwa allgegenwärtiges Rechnen) zu einer Minderheit: Stand 2021 werden nur neun Prozent der Wege in Wien mit dem Fahrrad zurückgelegt, satte 26 Prozent dagegen entfallen auf das Auto. Diese Zahl muss sinken, sorgen doch die vielen PKWs für Stau, schlechte Luft, ungleiche Raumverteilung und CO2-Emissionen.

Doch nicht allen Menschen fällt der Umstieg aufs Fahrrad leicht, viele fühlen sich im Straßenverkehr der Großstadt unsicher. Für Michahelles ein nachvollzieh-bares Gefühl: „Als Radfahrer ist man immer in der schwächsten Position, da braucht es oft Mut, um sich weiter durchzuschlagen, etwa wenn Radwege einfach aufhören.“ Wie prekär die Lage der Radlerinnen und Radler ist, zeigt der Vergleich mit dem Auto: Moderne Fahrzeuge besitzen neben Masse und physischem Aufprallschutz, dutzende Sicherheitsfunktionen, Sensoren und Bordcomputer, die helfen, Unfälle zu vermeiden. Da hinkt das durchschnittliche Rad ordentlich hinterher.

Dabei gebe es technische Möglichkeiten, Radfahren sicherer und somit attraktiver zu machen, sagt Michahelles. Der Informatiker tüftelt mit seinem Team an einem Rad, das von allen Altersgruppen sicher benützt werden kann. Das sogenannte „Eternity Bike“ soll aktive Sicherheitsmaßnahmen besitzen. „Jeder kennt passive Sicherheitsmaßnahmen wie den Fahrradhelm oder Lichter und Reflektoren am Rad. Aktive Sicherheitsmaßnahmen können dagegen selbstständig in das Fahrverhalten eingreifen“, erklärt Michahelles.

Damit versprechen sich die Fachleute, eine Hauptgefahr für Radfahrer:innen zu beseitigen: den Gleichgewichtsverlust. Wie alle Radfahrerinnen und -fahrer wissen, geht es oft schneller, als man denkt: Langsam lässt man den Drahtesel zur Ampel ausrollen, plötzlich öffnet sich eine Autotür, und ein Unfall kann nur mit einem gewagten Lenkmanöver vermieden werden. Was manchmal funktioniert, geht nicht immer gut aus: Ein knappes Drittel aller Unfälle mit Fahrrädern passiert, weil die Fahrerin oder der Fahrer das Gleichgewicht verliert und stürzt. Hier soll das Eternity Bike Abhilfe schaffen: Sensoren, die von der Batterie des E-Bikes angetrieben werden, sollen erkennen, dass etwa der Lenker zu stark eingeschlagen wurde. Ein Motor zwischen Lenker und Vorderradgabel soll dann das Manöver korrigieren und den Fall verhindern.

Der vollständige Text findet sich im Ballmagazin 2023

Dorian Schiffer studiert Physik an der Uni Wien und schreibt über Wissenschaft, etwa in Der Standard und im Magazin alexandria.