Saki the Artist: Kunst aus Labormüll

Saki beim Wissenschaftsball 2024 mit ihrer Robe aus Einweghandschuhen / Foto: Susi Thoma

Saki ist der Meinung, Kunst hat die Aufgabe, sich gegen Verschwendung zu wehren. In ihrem Atelier stapeln sich Überreste aus Laboren wie Souvenirs einer Industrie, die nicht an morgen denkt: Pipetten, Handschuhe, Petrischalen. Dinge, die sonst in schwarze Müllsäcke wandern, werden bei ihr zu Kleidern, zu Installationen. Die Künstlerin, 2023 aus Kalifornien nach Wien umgezogen, bringt ihre Biotech-Vergangenheit mit Kreativität zusammen. Es geht ihr nicht um schön, sondern darum, Wissenschaft nachhaltiger zu denken.

Saki the Artist – so ihr vollständiger Künstlerinnenname – spricht über Plastikverschwendung und Klimawandel wie jemand, der auf einer Beerdigung redet – persönlich, direkt, ohne höfliches Blabla. Sie kennt das Problem aus eigener Erfahrung. Sieben Jahre lang war sie Teil der Biotech-Welt, jener Welt, in der man sterile Einweghandschuhe und frische Pipetten quasi verehrt – bis sie im Müll landen. Ihre Versuche, damals etwas zu ändern, scheiterten. Jetzt ändert sie selbst etwas, indem sie zeigt, wie Laborreste neue Gestalt annehmen können.

Laborabfall bereit zur Weiterverarbeitung.

„Für viele ist es einfach nur Plastikmüll“, sagt sie. „Für mich ist es Material.“ Ein Satz, den sie nicht bloß sagt, sondern lebt. Mit „Green Labs Austria“ sucht sie zusammen mit Forschenden am ISTA in Klosterneuburg nach Möglichkeiten, die Arbeit im Labor grüner zu machen. Was dort übrig bleibt, wird bei ihr transformiert: Einweghandschuhe mutieren zu Kleidern, Pipetten werden zu Schmuckdetails, Polystyrol erscheint in neuer Form.

Was ihre Art, auf die Dinge zu schauen, erklärt, beginnt in San Francisco. Ihre Eltern, chinesische Einwanderer aus Hongkong, hatten wenig Geld. „Wir haben nie etwas verschwendet. Kein Reiskorn blieb auf dem Teller“, erinnert sie sich. Ressourcen zu schonen war keine Tugend, sondern Alltag. Es blieb ihre Gewohnheit, egal, ob sie Molekularbiologie studierte, Klavier spielte oder in ihrer veganen Bäckerei stand.

Später, in Los Angeles, entwarf sie Bühnenoutfits für Glamrockbands und Dragqueens – Kleidung, die weniger anziehen als ausziehen wollte. Schon damals war Mode für sie nicht bloß Textil, sondern Bühne für Persönlichkeiten. Heute näht sie Geschichten aus Plastikmüll. Für den Wiener Wissenschaftsball entstand ein Kleid aus 397 Einweghandschuhen.

In sorgfältiger Handarbeit werden die dünnen Nitrilhandschuhe aus dem Labor eigenhändig von Saki zusammengenäht. / Foto: saki.the.artist

2025 wird sie wieder auffallen, diesmal in einem Outfit aus 397 Pipetten. „Wien ist der perfekte Ort für diese Botschaft“, sagt sie. Zwischen Tanzbällen und Forschungslaboren findet sie genau die Bühne, die sie braucht.

Eine Lampe aus Pipetten. Das Material verwendet Saki auch für ihre Ballrobe 2025 / Foto: JürgenHofmann

Sakis Kunst predigt nicht, sie provoziert. Sie will, dass sich was ändert, dass diese Welt, die sich in Wegwerfartikeln eingerichtet hat, sich selbst neu erfindet. Was andere wegwerfen, wird bei ihr zur Antwort auf die Frage, wie es besser geht.