Wissenschaft ist rigoros und präzise; sie beobachtet, beschreibt und erklärt. Emotionen scheinen dabei vielleicht fehl am Platz zu sein. Vielleicht deshalb werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in zahllosen Filmen, Serien und Romanen als emotionslose Logiker dargestellt, denen Gefühle fremd und unerträglich erscheinen.
Doch Menschen fühlen, und daher empfinden auch Menschen, die Wissenschaft betreiben, Emotionen. Diese sind was ihre Arbeit betrifft oft sogar ziemlich intensiv, denn nur so kann man über lange Zeit hinweg an den komplexen Fragen zur Entstehung und Existenz unserer Welt arbeiten oder auch unter schweren Umständen für eine gerechte Gesellschaft forschen. In der Vermittlung von Wissenschaft sollte diese Emotionalität viel mehr im Mittelpunkt stehen. Nicht nur, um die Wissenschaft sympathischer oder „menschlicher“ erscheinen zu lassen, sondern auch, um die Wichtigkeit der erforschten Themen zu betonen. Für mich bedeutet Emotionalität in der Wissenschaft nicht, Angst oder Unsicherheit zu erzeugen, sondern Enthusiasmus, Hoffnung und Empathie zu umarmen.
Sophie Lecheler ist Professorin für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation an der Universität Wien. Sophie Lecheler hat an der Universität Amsterdam promoviert und Masterabschlüsse an der Universität München (Deutschland) und der University of Cambridge (UK) erworben. Ihr Projekt Transparent Automated Content Moderation (TACo) erforscht einen nutzerzentrierten Ansatz zur automatisierten Moderation von Inhalten, der insbesondere in sozialen Medien von Bedeutung ist. Dieses Projekt wird vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF) unterstützt.
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